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“Nachts sind alle Agenten grau und keiner wird aus keinem schlau”

Heimlich & Co 13

HEIMLICH & CO


So steht es auf der Verpackung von “Heimlich & Co”, dass uns Ute zuschickte. Ihrer Kopie liegt eine Anleitung bei. Akkurat und mehrere Seiten umfassend. Auch die Anleitung ist durchzogen von hintergründige Anmerkungen. “Man wird nicht zum Superagenten nur durch Würfeln und Setzen!!!”



Es sind die aktiven Handlungen die einen guten Agenten ausmachen. So vermittelt es uns das Spiel. Die Bilder und Figurenkärtchen wirken wie Eindrücke aus einem alten Krimi. Und die schwarze Streichholzschachtel – gefüllt mit DDR Pfennigen, spöttisch Aluchips genannte – sorgen dafür, dass es sich dieser Krimi im Osten abspielt.

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Unweigerlich erhält das Spiel eine Doppeldeutigkeit, zeichnen sich die kritischen Debatten über die DDR ja gerade durch das Bild des “Stasi-Staats” aus:
“Der Apparat [MfS] diente als Repressionsinstrument nach innen, um die Bevölkerung gefügig zu machen und potenziellen Widerstand zu brechen. Besonders perfide stechen in diesem Bild die Inoffiziellen Mitarbeiter hervor – Menschen, die ihre Freunde, Familienmitglieder oder Kollegen bei der Staatsmacht denunzierten und so die Diktatur am Laufen hielten.”1
Was das in der BRD bei Ravensburger erschienene Spiel auszeichnete, war List und stetiges Mistrauen. Erfolgsfaktoren die Heimlich & Co 1986 sogar den Titel als Spiel des Jahres einbrachten. Doch in der DDR gehörte das Gefühl des Mistrauens wohl zur täglichen Lebensrealität. Nicht verwunderlich wenn man bedenkt, dass zuletzt immerhin 189.000 Inoffizielle Mitarbeiter ein Netz über die gesamte Republik spannten und dabei in allen gesellschaftlichen Bereichen zu finden waren.

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Die Anleitung unserer Spielekopie von Heimlich & Co ist schreibmaschinengetippt und wirkt auf den leicht vergilbten Papier, mit der genauen Nennung von Verlag, Autor, und Seriennummer geradezu wie ein altes Dokument. Eine Anspielung auf die Unzahl an Stasiakten, die einige Jahre nach der Wende ans Tageslicht kamen? Wie bewusst unsere Spielekopistin Ute mit dieser Aufmachung spielte, bleibt ihr Geheimnis. Nichtdestrotz verarbeitete sie in ihrer Kopie unweigerlich ein Thema, dass für die Bürger im Westen wohl nur  Spielspaß war, für die Bürger der DDR jedoch bittere Realität.   

Autor: Martin

1 GROßBÖLTING, Thomas, “Die DDR als ‘Stasi-Staat’?”, in: GROßBÖLTING [Hrsg.], “Friedensstaat, Leseland, Sportnation?”, bpb, Bonn, 2010.

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