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Honeckers Monopoly - Ein historischer Fund

Monopoly - Strategie & Taktik - Nachgemacht - Spielekopien aus der DDR (1)

 

MONOPOLY

Dieser Artikel ist am 1. April erschienen und all diejenigen, die unsere Geschichte glaubten, sind uns wohl auf den Leim gegangen. April, April!

Die wahre Geschichte hinter “Strategie und Taktik” findet ihr nun unter unserem geflunkerten Interview: Eine Zuschrift von Mathias, der das Spiel bei der NVA nachbaute.

 

 

Der Aprilscherz:Godehard-Falkner---NACHGEMACHT---Spielekopien-aus-der-DDR

Wir staunten nicht schlecht, als uns vor wenigen Tagen ein Paket aus Santiago de Chile erreichte. Der Inhalt: Ein Spiel namens “Strategie und Taktik”. Schnell war zu erkennen, dass es sich abermals um einen Monopoly-Klon handelte. Doch der beigelegte Brief von Prof. Dr. Godehard Falkner, sprengte alles bisher dagewesen. Prof. Falkner schrieb, das Spiele stamme “nicht nur aus dem Privatbesitz der Honeckers, sondern ist nach unseren bisherigen Erkenntnissen auch von ihnen mit angefertigt worden.”

Prof. Falkner forscht gegenwärtig als Gastdozent an der Universidad de Chile zum Thema post-sozialistische Exilanten in Südamerika. Bei den berühmtesten Personen, die Gegenstand seiner politikhistorischen Forschung sind, handelt es sich um Erich und Margot Honecker.

Diesem Thema mussten wir näher nachgehen und vereinbarten eine Telefonkonferenz. Da wir ein sehr langes Telefonat führten, hier nur einige der wichtigsten Auszüge:

NACHGEMACHT: “Sehr geehrter Herr Prof. Falkner, herzlichen Dank für Ihre Postsendung. Ist es wirklich das, was sie angeben…?

FALKNER: (lacht) “So ist es. “Strategie und Taktik” – ein Spiel aus dem Privatbesitz Margot Honeckers.”

N: “Kennen Sie Frau Honecker persönlich?”

F: “Ja, wir sind einander bekannt. Schließlich ist sie eine ganz wichtige Ansprechpartnerin für meine aktuelle Forschungsarbeit. Zum ersten Mal persönlich begegnet sind wir uns 1988 zur Festrede der 40 Jahrfeier in Potsdam. Da war ich allerdings noch Student. Damals hätte ich nicht gedacht, dass sich unsere Wege hier in Südamerika nochmal kreuzen.”

N: “Wie ist denn das Verhältnis?”

F: “Für mich ist Sie zunächst Mal eine wichtige Zeitzeugin, sowohl was den europäischen Sozialismus betrifft, als auch sein einstweiliges Scheitern. […] Unsere Forschung in Chile beschäftigt sich eben gerade mit der deutschen bzw. deutsch-chilenischen Minderheit zu deren zentralen Figuren eben auch Frau Honecker gehört.”

N: “Und von ihr haben Sie “Strategie und Taktik”?”

F: “So ist es. Bei einem Interview, dass ich freundlicherweise in ihrer Privatwohnung führen konnte, sah ich das Spiel unter den Spielsachen ihres Enkels liegen. Und da ich kürzlich durch Zufall auf Ihre Internetseite aufmerksam gemacht worden bin, hatte ich sie direkt darauf angesprochen.”

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N: “Aber wiederspricht das Spiel nicht allen sozialistischen Grundsätzen?”

F: (lacht) “Sie meinen, dass Frau Honecker ein solches Spiel besitzt? Das könnte man denken, nicht wahr? Ich habe sie das auch gefragt, aber sie sagte immer wieder, es sei ja nur ein Spiel. Und heute sei es ja eine gute, weil spielerische Möglichkeit den Enkeln zu zeigen, warum der Kapitalismus nicht funktionieren kann.”

N: “Wie meinte Sie das?”

F: “Naja, sie meinte damit, dass das Spiel vielleicht Spaß macht, aber am Ende kann man eine Lehre daraus ziehen: Wenn jeder für seinen eigenen Profit arbeitet, wird vielleicht einer in Saus und Braus leben, jedoch alle anderen jämmerlich pleite gehen. Also ganz wie Marx es prophezeit hat.”

N: “Sie schrieben uns, dass die Honeckers das Spiel mit anfertigten…?”

F: “Nun ja, sagen wir, ich vermute es. Denn als ich Frau Honecker fragte, wo das Spiel herkommt, schien sie mir auszuweichen und wechselte recht zügig das Thema. Sie sagte in dem Moment sogar, dass es doch nur ein Kinderspiel ist und ihr heute nichts mehr bedeutet. Ich könne es mitnehmen meinte sie zuletzt. Das hab ich dann eben getan. Und da ich dachte, dass Sie ja die Experten zum Thema sind, dachte ich, dass Sie vielleicht noch mehr dazu herausfinden könnten. Das Spiel muss jedenfalls Ende der 80er entstanden sein, also gerade in der Umbruchzeit. Die Materialien stammen ganz sicher aus der DDR. Das Spiel selbst greift auch inhaltlich eine gewisse DDR Rhetorik auf. Das Gefängnis ist beispielsweise die “Delegiertenkonferenz” und die Hotels waren Wohnsilos. Da auch die Sprache in den Ereigniskarten etwas kritisch anmutet, denke ich also nicht, dass allein die Honeckers selbst das Spiel gebastelt haben…”

N: “Aber?”

F: (lacht) “Aber wirft man einen Blick auf die Geldscheine so sieht man zwei unterschiedliche Handschriften. Bei der einen handelt es sich um die Handschrift eines älteren Mannes. Stabil aber leicht zittrig. Die andere Handschrift ist eher geschwungen und mutet weiblich an. Wir haben die Schriften an unserer Universität prüfen lassen und können mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass es sich um die Handschriften von Erich und Margot Honecker handelt.”

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N: “Können Sie sich da so sicher sein?”

F: ”Wie gesagt, als ich das Spiel von Frau Honecker entgegennahm, hatte ich damit nicht gerechnet und deshalb nicht weiter nachgehakt. Vieles ist mit Schreibmaschine geschrieben, doch da mir auf den Geldscheinen die unterschiedlichen Handschriften aufgefallen sind, habe ich die Schrift an unsere Graphologen weitergegeben, die sie mit historischen Dokumenten der Honeckers abglichen und deren Urteil ist eindeutig: die Scheine wurden von den Honeckers handgefertigt – ob das auf das gesamte Spiel zutrifft ist noch ungewiss.

N: “Gibt es noch mehr Auffälligkeiten?”

F: ”Das Spiel ist voller Auffälligkeiten. Die Bahnhöfe wurden zu Einkaufszentren gemacht, die Werke heißen bei diesem Spiel “Exquisit” und “Delikat” und auch die Felder und Ereigniskarten sind umbenannt. Insgesamt machte das Spiel einen hervorragenden Eindruck, da es in einer Folie verkleidet ist – das entspricht im Übrigen sehr der aufgeräumten Frau Honecker. Auf den Ereigniskarten finden sich übrigens viele Aussagen aus dem DDR Alltagsleben – daher zweifle ich ein wenig daran ob diese tatsächlich von den Honeckers stammen, die ja in der DDR doch deutlich privilegierter waren und eben keine “Bananen unterm Ladentisch” kaufen mussten.

N: “Nun haben Sie das Spiel an uns geschickt, was sagt die Exilantin Frau Honecker dazu?

F: “Nun, Sie müssen wissen, Frau Honecker ist inzwischen eine alte Frau. Das Spiel selbst bedeutet ihr heute nichts mehr. Daher hat sie es mir ja auch mitgegeben. Vielleicht wollte sie sich sogar von ihren latent kapitalistischen Entgleisungen befreien. Denn eine Sache ist in jedem Fall sicher: Sie war eine derer, die tatsächlich an den Staat geglaubt haben – samt aller Konsequenzen. Und das bis heute.”

 

Das Interview führte: Martin

 

 

Die wahre Geschichte:

Ein Auszug aus der Zuschrift von Mathias aus Wanzelben-Börde.

“Am gestrigen Abend (24.01.2012) sah ich im mdr Fernsehen die Sendung "Geschichte Mitteldeutschlands". Ein Beitrag in dieser Sendung war: die nachgemachten und selbst gebauten Spiele aus der DDR.

Mit "erhöhtem" Blutdruck verfolgte ich die Sendung, da ich ja wusste, dass ich solch ein Spiel auch in meinem Besitz befindet und ich dies mit weiteren Freunden selbst gebaut habe:

Das Spiel basiert auf (wie kann es auch anders sein) den Ursprung von MONOPLY, nur das wir das Konzept komplett auf DDR Verhältnisse "umgeschrieben" und das Spiel den Namen "Strategie und Taktik" gegeben haben. Wir haben die Straßennamen auf typisch DDR umbenannt, die Bahnhöfe im "richtigen" Monopoly haben wir in die damaligen Kaufhäuser der DDR umbenannt und nicht zuletzt das Gefängnis, welches wir in "Delegiertenkonferenz" umbenannt haben. Die kompletten "Ereignisfelder" haben wir umgeschrieben, so zum Beispiel: "Du hast im Konsument geklaut! Zahle Strafe von 2000 Mark", "Für Konsummarken - Erhalt von 500 Mark", "Zahle Deine Parteistrafe von 200 Mark" od. "Du hast unterm Ladentisch Bananen verkauft! Zahle eine Strafe von 400 Mark!" usw. In unserem Spiel gibt es zwar Häuser aber keine Hotels - die Hotels haben wir in "Wohnsilos" umbenannt und alles eigenhändig angefertigt.

Entstanden ist das Spiel während unserer Armeezeit 1987 in Stralsund. Ich habe damals von meiner damaligen Freundin das original Monopoly mit in die Kaserne genommen, um dort in der Freizeit zu spielen. Es kam, wie es kommen musste - wir wurden von unserem Hauptfeldwebel beim Spielen in der Nacht erwischt und das Spiel wurde uns/mir weggenommen (später erhielt ich es wieder zurück). Da uns das Spiel in der Zwischenzeit so "infiziert" hatte, schmiedeten wir die Pläne an unserem eigenen Spiel und setzten diese in unzähligen Stunden in die Tat um - es entstand unser Spiel "STRATEGIE UND TAKTIK". Wir spielten unser Spiel sehr oft und seltsamerweise wurden wir nie wieder erwischt.”

Vielen Dank Mathias für dein Spiel und deine Zuschrift.

 

Autor: Martin

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