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Technik des Kopierens

NACHGEMACHT - Spielekopien aus der DDR: Kniffel
 
KNIFFEL
 
Die Suche nach Spielekopien lässt uns immer wieder vergessene Techniken und handwerkliche Kniffe entdecken. Das hier vorgestellte Kniffel von Maria, wurde uns gleich in dreifacher Ausführung zugesandt: Im Original, als “Ormig-Kopie” und als “Lichtpause”. Maria beschrieb uns die Verfahren genau und so möchten wir diese heute vorstellen.

 
Uns selbst, von NACHGEMACHT, waren im besten Falle noch die Begriffe im Kopf, aber worum es sich genau bei “Ormig” handelte, wussten wir nicht. “Kniffel” war uns da schon eher bekannt: 5 Würfel, die reihum von jedem Mitspieler jeweils dreimal geworfen werden, um in verschiedenen Kombinationen Punkte zu sammeln, die dann auf eben jenen Kniffel-Zetteln eingetragen werden müssen.
 
Kniffelblöcke in der Reihenfolge: Ormig-Kopie, Fotopause, Original von Schmidt Spiele
 
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Maria betonte nachdrücklich, dass sie die Blätter nur für den Eigenbedarf hergestellt hatte, aber kaufen hätte Sie sie sowieso nicht können. Maria schrieb uns:
 
Freunde unserer Familie mit “Westverwandtschaft” bekamen in der 70er Jahren ein Kniffel-Spiel geschickt. Während gemeinsamer Zusammenkünfte gab es mit dem Unterhaltungsspiel sehr viel Spaß. Wir stellten Überlegungen an, wie wir auch unabhängig von fremden Personen das Spiel innerhalb unserer Familie aufleben lassen könnten. Würfel, Würfelbecher und Stifte waren vorhanden. Lediglich die Formblätter fehlten.
 
Maria und ihre Freunde und Familie machten sich daran die Blöcke zu kopieren. Sie schrieb weiter:
 
Variante I: Ormig-Vervielfältigungen. Der erste Knobelmeister erstellte aufwändig eine handgefertigte Matrize und vervielfältigte seine Kniffel-Gewinnkarte mittels nachfolgender Methode: Ormig ist ein handbetriebenes Verfahren zur Herstellung einfacher Druckerzeugnisse in geringer Auflage. Der Name geht auf die Berliner Firma “Ormig” zurück. Bei dem “Spiritus-Umdruck-Verfahren” wird mittels Schreibmaschine oder Zeichenstift eine Seitenverkehrte farbintensive Kopie des Originals hergestellt. In einem zweiten Arbeitsschritt wird ein mit Spiritus befeuchtetes Papier gegen diese Kopie gepresst. Ein Teil der Farbe wird herausgelöst und auf das Papier übertragen. Durch den zweifachen Kopiervorgang erscheint der Abzug wieder in seitenrichtiger Form. Vor allem kleinere Betriebe und Schulen nutzten in der ehemaligen DDR diese handgefertigte Methode.
 
Variante II: Lichtpausen. Ein zweiter Tüftler überraschte mit Kniffel-Gewinnkarten Lichtpausen. Die Vervielfältigung einer auf durchsichtigem Papier von Hand gefertigten Zeichnung erfolgt in der Lichtpausenmaschine. In einem Belichtungsteil wird die transparente Vorlage an das Lichtpauspapier angepresst. Das aktinische Licht von Leuchtstoff- oder Quecksilberdampf- oder Metallhalogenidlampen durchdringt die transparenten Teile der Vorlage und wirkt auf die lichtempfindliche Schicht des dahinter liegenden Lichtpauspapiers ein. Im Entwicklungsteil folgt die Färbung der unbeschichteten Stellen auf photochemischem Wege.
 
Auch wenn Maria uns nicht verraten wollten, welchen Beruf Sie einst ausübte, so lässt sich doch vermuten, dass ihr technisches Wissen nicht von “ungefähr” kommt. Ein mitgeschicktes Foto von 1975 zeigt sie mit ihren Freunden beim Spielen. Wir bedanken uns für diese tollen Beschreibungen.
 
NACHGEMACHT - Spielekopien aus der DDR: KniffelNACHGEMACHT - Spielekopien aus der DDR: KniffelNACHGEMACHT - Spielekopien aus der DDR: Kniffel
 
Bleibt zum Abschluss nur noch zu erwähnen, dass auch in meiner Familie kopiert wurde, hierbei allerdings mit einer Wachsmatrize, wobei ein mit Wachs beschichtetes Papier in unserer “Erika”-Schreibmaschine beschrieben wurde. Aufgetragene Druckerschwärze blieb am Papier nicht haften, sondern nur an den von der Schreibmaschine (oder Stift) farbdurchlässig gemachten Stellen. So wurden in unserer Küche die Reden vervielfältig, die in der Dorfkirche gehalten wurden. Das Titelblatt und das etwas verblasste Vorwort eines solchen Bandes von 1988 sind unten abgebildet. Auch dazu gibt es noch einige Geschichten zu erzählen.
 
Schwerter zu Pflugscharen, Sammlung von Reden der Friedensbewegung der DDR von 1988 
Autor: Geis

2 Kommentare:

  1. Harald Lindig-Triebner21. September 2012 um 08:44

    Die Tätigkeit von Maria wird nicht so spektakulär sein. Die ORMIG-Geräte waren doch in allen Büro´s, wo schnell einige Abzüge gebraucht worden. Als Beispiel, Einladungen für Versammlungen an alle Teilnehmer. Das Problem war, dass nicht jeder einfach Abzüge herstellen konnte und der Verbrauch der Matritzen nachgewiesen werden musste.

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  2. Spieletester hatte das mit dem Kopieren auch einmal getestet und war überrascht über das Ergebnis. Kniffel an sich als Beispiel finde ich ok, aber man hätte evtl. eine bessere Wahl treffen können.

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